Ein Bericht Von Uwe Priestersbach
Wildberg-Sulz. Kaum zu glauben aber wahr: 42 Jahre lang stand Walter Mutz an der Spitze des Sulzer Schwarzwaldvereins – und auch jetzt mit 81 Lenzen engagiert er sich weiter im Ausschuss der Ortsgruppe. »So lange ich gesund bin, mache ich weiter«, erklärt der gebürtige Sulzer, dass er immer gerne Vorsitzender war.
Eigentlich wollte Walter Mutz ja bereits wie angekündigt im vergangenen Jahr sein Amt als Vorsitzender zur Verfügung stellen. Doch wenige Tage vor der Hauptversammlung machten ihm Corona und der Lockdown einen Strich durch die Rechnung. Bei der Hauptversammlung vor einigen Wochen wurde das Urgestein der Sulzer Ortsgruppe nicht nur mit stehenden Ovationen in der Gemeindehalle verabschiedet, sondern zugleich mit einstimmigem Votum der anwesenden Mitglieder zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Trotzdem denkt Walter Mutz noch nicht an den »Ruhestand« und wird sich weiterhin im Schwarzwaldverein einbringen.
Aber das ehrenamtliche Engagement liegt eben im Naturell des 81-jährigen, der in jungen Jahren ursprünglich wie sein Vater und Großvater Metzger werden wollte. Doch aus gesundheitlichen Gründen musste er die Metzgerlehre abrechen – und begann eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei Möbel Wurster in Ebhausen. »Das war damals eine Tagesreise«, erinnert sich Walter Mutz. So musste er zunächst mit dem Bus nach Wildberg fahren, von dort aus mit dem Zug nach Nagold und dann weiter mit dem »Altensteigerle« nach Ebhausen – heute ein fast undenkbares Unterfangen. Dafür prägte Seniorchef Georg Wurster den jungen Sulzer mit seiner Vorbildrolle fürs ganze Leben. Später war Walter Mutz elf Jahre lang bei der Firma Kissling in Sulz als Disponent tätig – und nach einem kurzen Gastspiel bei der Sparkasse in Calw wechselte er 1973 zur Darmsheimer Bank. Dort rückte er nach sechs Jahren in den Vorstand auf und war in dieser Funktion 23 Jahre lang bis zu seinem Ruhestand tätig.
Zusammen mit seiner Frau Toni Mutz war er daneben von 1964 bis 1975 als Sportheimpächter des SV Sulz tätig, in dem er sich als Schriftführer engagierte. »Da haben wir oft bis zu 140 Essen an einem Sonntag ausgegeben«, erinnert er sich, dass seinerzeit die meisten Sulzer ihre Hochzeit im Sportheim feierten. Legendär waren ebenso die Zeltlager des Württembergischen Fußballverbandes in den Sommerferien, für die Toni und Walter Mutz das Essen kochten. »Das war eine anstrengende aber auch schöne Zeit«, macht er in seiner Rückschau deutlich und fügt hinzu: »Wenn man da nicht zusammenhält, geht es nicht«.
1972 wurde schließlich die Sulzer Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins gegründet – und klar trat Toni Mutz als Sportheimwirtin gleich dem jungen Verein bei, während Walter Mutz 1976 folgte. Als er 1979 »nichtsahnend« die Generalversammlung besuchte, wurde er als neuer Vorsitzender vorgeschlagen und auch prompt gewählt. »Damals war die Ortsgruppe in sich zerstritten, da kam überall Rauch raus – aber die Glut konnte man nicht finden«, umschreibt Walter Mutz die Situation Ende der 70er Jahre. In der Folge nahm er als Vorsitzender den Dampf aus dem Kessel und brachte den Schwarzwaldverein in ruhigeres Fahrwasser. Dabei bildete sich eine »tolle Gemeinschaft« - und Walter Mutz ist heute noch stolz darauf, dass über 20 Jahre hinweg praktisch die gleiche Vorstandschaft im Amt war.
Einen Klassiker beim Sulzer Schwarzwaldverein bildet seit über 40 Jahren das Waldfest beim Sulzer Eck – das unter dem Motto »Es ist noch Suppe da« im Rahmen der Aktion Sorgenkind gemeinsam mit dem Liederkranz ins Leben gerufen wurde. Schon in den Anfangsjahren wurde dabei eine deftige Schlachtplatte serviert – denn »da ist das finanzielle Risiko für den Verein gering«. Zumal die Bratwürste und die Schlachtplatte nach wie vor komplett in Eigenregie hergestellt werden – und das Sauerkraut »damals noch im Waschkessel zubereitet wurde«. Vier Zentner Kraut werden benötigt – und innerhalb von zwei Stunden gehen beim Waldfest um die 1.000 Essen über die Theke.
Zu Hause hat sich Walter Mutz eine eigene Wurstküche eingerichtet, die natürlich auch vom Wirtschaftskontrolldienst abgenommen wurde – und er legt Wert auf die Feststellung: »In meinen Bratwürsten ist nicht mal ein Gramm Chemie und auch kein Salpeter drin«. Er stellt seine Gewürzmischung selbst her, und für Walter Mutz ist klar, dass man eine gute Wurst auch ohne Geschmacksverstärker herstellen kann.
Unter seiner Regie als Vorsitzender gab es viele gesellige Höhepunkte und ungezählte Wanderungen. Seit 1992 organisierte er als Vorsitzender zudem jedes Jahr eine Wanderwoche im In- oder Ausland, wobei die Premiere seinerzeit nach Kreta führte. »Da war eine Wanderwoche so schön wie die andere«, kommt Walter Mutz auch heute noch ins Schwärmen. Zur festen Tradition hatten sich bis Corona ebenfalls die jährlichen Skifreizeiten in Südtirol entwickelt.
Doch sind Walter und Toni Mutz eben auch mit Leib und Seele Mitglieder im Schwarzwaldverein. »Wenn meine Frau mich nicht so unterstützt hätte, wäre das alles gar nicht möglich gewesen«, weiß der Ehrenvorsitzende – der noch nie einen Cent mit seiner Ortsgruppe abgerechnet hat.
Comentarios